Wie funktioniert Hypnose? Erfolgreiche Therapiemethode oder alles Hokuspokus?

Hypnose wirkt – das bestätigen täglich unzählige Menschen, die selbst die Erfahrung einer Hypnosetherapie gemacht haben und sich jetzt freier, lebendiger und einfach rundum wohler fühlen. Und trotzdem gibt es noch diejenigen, die Hypnose als Hokuspokus, Mystik oder Esoterik abtun und nicht so recht an die therapeutische Kraft der Trance glauben.

Dieser Beitrag widmet sich der seriösen Wissenschaft hinter der Hypnose und ist daher perfekt für alle Skeptiker! Du erfährst, wie Hypnose sich auf Körper und Geist auswirkt und was währenddessen im Gehirn passiert. Lass dich überraschen!

Alina Paul | Autorin bei FREIgefühlt

Hypnose ist eine sehr erfolgreiche Therapiemethode, auch um Ängste und Phobien zu bekämpfen. Ein gutes Beispiel ist unser Hypnose-Audiokurs zum Downloaden, mit dem du schnell und effizient deine Flugangst überwinden kannst.

Wie funktioniert Hypnose? Das Wichtigste im Überblick

  • Geschichte: Obwohl schon seit Jahrtausenden angewendet, beschäftigt sich die Wissenschaft erst seit den 1950er-Jahren intensiver mit der Hypnose und ihrer Wirkung auf den Menschen.
  • Studienlage: Wenn es um die wissenschaftliche Seite geht, wie Hypnose funktioniert, so wird zwischen Effektivitätsstudien und neurologischen Untersuchungen unterschieden. Erstere belegen die Wirkung von Hypnose auf den Hypnotisand – also die hypnotisierte Person – indem sie eine Veränderung ab Beginn der Hypnosetherapie ausmachen. Letztere beziehen sich auf Messungen, die während einer hypnotischen Trance im Gehirn durchgeführt werden.
    • Inzwischen belegen rund 200 empirische Effektivitätsstudien mit über 10.000 Teilnehmenden die therapeutische Wirksamkeit der Hypnose bei zahlreichen Krankheits- und Störungsbildern.
    • Obwohl es inzwischen grundlegende Erkenntnisse zu den direkten Auswirkungen der Hypnose auf die Funktionen im Gehirn gibt, sind aus neurologischer Sicht noch lange nicht alle Fragen geklärt.
    • Die Hypnosetherapie wurde 2006 vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) für zahlreiche Anwendungsgebiete offiziell als Heilmethode anerkannt.
  • Trance-Indikatoren: Wie die Hypnose bzw. die hypnotische Trance auf den Hypnotisand wirkt, kann unmittelbar während einer Sitzung anhand körperlicher und mentaler Indikatoren beobachtet werden.
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Infografik: Die wichtigsten Begriffe in Kürze erklärt – Hypnose, Trance und Unterbewusstsein. © FREIgefühlt

Lesetipp: Was ist der Unterschied zwischen Meditation und Hypnose? Erfahre hier, wie ähnlich oder verschieden beide Methoden in ihrer Wirkung und Anwendung tatsächlich sind.

Hypnose und ihre Wirkung einfach erklärt

Bei einer Behandlung mit Hypnose lassen sich Probleme angehen, die im Alltag unlösbar wirken. Aber wie genau funktioniert das?

Der Grund dafür, dass uns Veränderungen im Alltag schwerfallen oder Probleme unlösbar wirken, liegt darin, dass das rationale Bewusstsein und der innere kritische Denker wie eine Art Türsteher fungieren und uns bei der Lösungssuche blockieren. Dann behindern uns Selbstaussagen wie „ich kann das nicht!“, „das hat noch nie geklappt!“, oder „was sollen die Anderen denken?“, und die Veränderung erscheint unmöglich.

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Eine Vergleichsstudie aus 2007 zeigt: Im Gegensatz zu anderen Therapieformen wie der Psychoanalyse (38 % Verbesserung nach über 600 Sitzungen) und der Verhaltenstherapie (72 % Verbesserung nach 22 Sitzungen) verspricht die Hypnose nach nur sechs Sitzungen einen 93-prozentigen Therapieerfolg. [American Health Magazine (12.02.2007): Does Hypnosis Work?A Comparison Study.]

Während der Trance ist das rationale, kritische Bewusstsein abgeschaltet (der „kritische Faktor“) und der Hypnotisand kommt in einen extrem fokussierten Zustand, in dem er nicht mehr über sich selbst nachdenkt.

Im Gehirn wird dabei das Zentrum für Selbstreflexion runtergefahren, das Unterbewusstsein wird aktiver. Die hypnotisierte Person wird flexibler, kreativer und fantasievoller in der Lösungssuche.

Unter Trance sind die unterbewussten Anteile des Geistes offener für Vorschläge und neue Lösungswege.

Im Trancezustand ist man kindlich offen und kann Dinge miteinander verknüpfen, die sonst nicht für möglich gehalten werden. Außerdem wirken Suggestionen jetzt wesentlich intensiver als im normalen Bewusstseinszustand. Diese werden zusammen mit aufkommenden Gefühlen tief im Inneren verankert und können im Alltag jederzeit abgerufen werden.

Lesetipp: Du möchtest mehr über Hypnose erfahren? Wichtiges Hintergrundwissen findest du hier: Was ist Hypnose?

Forschung aktuell: So funktionieren Hypnose und Trance

Okay, das waren ein paar grundlegende Worte zur Theorie, wie Hypnose funktioniert. Als Nächstes geht es aber um die konkrete Wissenschaft. Obwohl die Hypnose schon seit Tausenden Jahren zur Behandlung von Erkrankungen angewendet wird, beschäftigt sich die Wissenschaft erst seit den 1950er-Jahren mit ihr.

Heute kann man in der Hypnose-Forschung zwei wesentliche Forschungszweige beobachten:

Während die Wirksamkeit von Hypnose mittlerweile sehr gut untersucht und in zahlreichen Studien belegt ist, stehen Neurologen noch am Anfang ihrer Forschungsarbeit. Doch schauen wir uns das mal genauer an:

Wirksamkeitsstudien zur Hypnose

Wirksamkeitsstudien befassen sich – wie der Name schon sagt – mit der Wirksamkeit von Hypnose. Das bedeutet, in diesen Studien wurden Probanden mit einem bestimmten Problem vor und nach einer Hypnosetherapie untersucht und deren Veränderung aufgezeichnet. Verglichen wurden die Ergebnisse mit Probanden aus einer Kontrollgruppe, die keine Hypnose durchlaufen hatten.

Bis heute wurde die Wirksamkeit der Hypnose in empirischen Studien mit über 10.000 Teilnehmenden (!) geprüft. Schon im Jahr 2012 wies Prof. Dr. Dirk Revenstorf, einer der renommiertesten Hypnotherapeuten im deutschsprachigen Raum, darauf hin, dass die Wirksamkeit für folgende Bereiche auch wissenschaftlich erprobt und nachgewiesen wurde:

  • Phobien
  • Angststörungen
  • Belastungsstörungen (Umgang mit Traumata)
  • Übergewicht
  • Schlafstörungen
  • Psychosomatik / somatoforme Störungen (z.B. Reizdarm, Allergien, Herpes, Migräne)
  • Sexualstörungen
  • Akuter und chronischer Schmerz (z.B. Geburten, Zahnmedizin)
  • Tabakmissbrauch (in der Praxis auch häufig als Gruppenhypnose durchgeführt)
  • Bettnässen

Lesetipp: In unserem Beitrag Unterbewusstsein umprogrammieren erfährst du zahlreiche Methoden, mit denen du sehr wirkungsvoll unterbewusste Tendenzen zu deinen Gunsten beeinflussen kannst.

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Die Wirksamkeit von Hypnose bei Phobien wie der Flugangst (Aviophobie) ist schon seit über 20 Jahren erwiesen. Alle Details dazu findest du im Beitrag: Hypnose gegen Flugangst.

Obwohl die Studienlage dafür noch recht dünn ist, gibt es für folgende Themen und Erkrankungen gute Behandlungskonzepte. Das bedeutet, Therapeuten setzen Hypnose tagtäglich in den folgenden Bereichen erfolgreich ein, wissenschaftliche Studien, die die positiven Ergebnisse der Methode untermauern, fehlen aber noch.

  • Depression
  • Panik und Zwangsstörungen
  • Tinnitus
  • Bulimie / Anorexie / Essstörungen
  • Störungen des Sozialverhaltens
  • Rehabilitation nach Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Sexuelle Präferenzstörungen
  • Dissoziative Störungen (Abspalten von Persönlichkeitsanteilen nach traumatischen Erlebnissen)

Lesetipp: Wofür eine Hypnosetherapie eingesetzt werden kann, erfährst du im Beitrag: Was ist mit Hypnose alles möglich? – mit 100 + 1 Anwendungsbeispielen!

Da es sich bei der Hypnoseforschung um ein vergleichsweise junges Forschungsgebiet handelt, werden viele Untersuchungen erst nach und nach durchgeführt.

Beispielsweise forschte im Jahr 2018 die Narkoseärztin Marie-Elisabeth Faymonville von der Universitätsklinik in Lüttich mit 68 Bruskrebspatientinnen. Sie brachte ihnen bei, sich selbst zu hypnotisieren und konnte schon nach sechs Sitzungen feststellen, dass die Frauen weniger ängstlich und depressiv waren, sowie besser schlafen konnten.

Eine Metastudie vom Universitätsklinikum Jena aus dem Jahr 2017 zeigte, dass Hypnose unter den nicht medikamentösen Maßnahmen die wirkungsvollste Methode gegen die Angst vor dem Zahnarzt ist. Dabei haben die Forscher 29 Studien mit über 3.000 Teilnehmenden näher beleuchtet und verschiedene Entspannungstechniken miteinander verglichen.

Bemerkenswert war außerdem, dass die Wirkung auf die Hypnotisanden auch bei niedrigem Aufwand (die Patienten nahmen nicht an einer Live-Sitzung mit einem Hypnotiseur teil, sondern hörten die Hypnose vom Band ab) ebenso effizient war.

Wie du siehst, konnte inzwischen mit Hilfe zahlreicher empirischer Studien nachgewiesen werden, dass Hypnotherapie eine effiziente Methode ist und schnelle Erfolge verspricht. Trotzdem müssen für einige Anwendungsbereiche aber noch wissenschaftliche Belege nachgereicht werden.

Neurologische Untersuchungen zur Hypnose und Trance

Wie die Hypnose auf den Körper und vor allem im Gehirn wirkt, wird heute mit Hilfe von bildgebenden Verfahren getestet:

  • EEG: Mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG) wird die elektrische Aktivität des Gehirns grafisch dargestellt.
  • MRT: Eine Magnetresonanztomographie (MRT) verzeichnet Veränderungen im Gehirn, ohne dieses mit Strahlen zu belasten.
  • PET-Scanner: Eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET) zeigt Stoffwechselaktivitäten im Gewebe.

Diese Verfahren helfen beim Verständnis davon, wie sich mentale Prozesse durch oder während der Hypnose verändern. Grundsätzlich kann man sagen, dass sich bestimmte Hirnareale dann auf eine besondere Art und Weise verschalten und sich damit deutlich von der Aktivität im Normalzustand unterscheiden.

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Bildgebende Verfahren wie das MRT helfen, die Vorgänge im Gehirn während einer Hypnose zu verstehen.

Untersuchungen messen dabei dem präfrontalen Kortex eine große Rolle bei, weil er für die Beurteilung unseres Handelns und das Abschätzen der Folgen zuständig ist. Wichtig ist auch die Aktivität des Precuneus, der die Selbstwahrnehmung und -reflexion regelt. Beide sind unter Hypnose anders verschalten als im Normalzustand und entweder mehr oder weniger aktiv.

Dadurch wird in Trance unser kritisches Denkvermögen, das uns im alltäglichen Bewusstseinszustand durch negative Glaubenssätze wie „ich kann das nicht!“ oder „das wird sicher nichts bringen!“ blockiert, unterbunden und die Ich-Bezogenheit entfällt.

Der Klient wird unter Trance empfänglicher für Suggestionen.

Der Hypnotisand wird im Trancezustand empfänglich für Suggestionen, weil die Bewertungen der eigenen Handlungen und die Angst vor den Konsequenzen entfällt.

So können Ressourcen aktiviert werden, die im Alltag wegen des „Inneren Kritikers“ keine Chance hätten.

Außerdem zeigen die bildgebenden Verfahren, dass die visuellen Regionen und die für Gefühle wichtigen Areale während der Hypnose besonders aktiv sind, während die für die Außenwahrnehmung zuständigen Bereiche in Trance heruntergefahren werden. Die innere Vorstellungskraft und dadurch ausgelöste Emotionen laufen während der Trance so sehr auf Hochtouren, als ob man wirklich etwas sehen, fühlen und erleben würde.

Mit anderen Worten: Die Emotionszentren im Gehirn können während der Trance zwischen einer gedachten Szene und einer realen Situation nicht unterscheiden.

Das nutzt der Hypnotiseur gezielt für die Therapie, indem er sich mit dem Hypnotisand in eine Situation begibt, als ob er sie wirklich erleben würde.

Wenn eine Person etwa Flugangst hat, so kann man sich in Trance auf eine mentale Flugreise begeben und spüren, wie es wäre, diese Angst nicht mehr zu haben. Dieses Gefühl wird dann während der Hypnosetherapie verankert und kann jederzeit, wenn es der Patient benötigt, abgerufen werden.

Das klingt dir noch zu theoretisch? Dann kannst du hier unseren Flugangst-Audiotest kostenlos herunterladen und dieses besondere Erlebnis hautnah erleben:

In diesem Video wird anschaulich erklärt, wie Hypnose funktioniert und was sich dabei im Gehirn verändert:

Planet Wissen ging der Frage nach: Wie funktioniert Hypnose und was passiert dabei eigentlich in unserem Denkorgan?

Trotzdem ist aus neurologischer Sicht noch lange nicht alles geklärt. Ein Beispiel dafür ist die Schmerzforschung. Dort konnte gezeigt werden, dass neue Reize, also Schmerzen, vom Gehirn auch unter Hypnose wahrgenommen werden, während die Versuchsperson jedoch keinerlei Schmerz empfindet. Es ist also offensichtlich, dass die Reize auch in Trance anders verarbeitet werden – doch wie genau, das weiß man noch nicht.

Mein Tipp für einen maximalen Behandlungserfolg: Beachte das richtige Verhalten vor der Hypnose sowie das beste Verhalten nach der Hypnose.

Sonderfall: Hypnose und Trance bei Gehirn-Operationen

Wer jetzt noch immer nicht von der Wirkung der Hypnose überzeugt ist, kann sich von folgendem Beispiel aus der Medizin beeindrucken lassen!

Vielleicht weißt du bereits, dass die Hypnose auch beim Zahnarzt oder bei Operationen eingesetzt wird. In manchen Situationen ist es sinnvoll, dass der Patient während der OP wach ist, zum Beispiel bei Hirn-OPs im Falle eines bösartigen Tumors in der Nähe der Sprachregionen. Wird hier klassisch mit einer Vollnarkose operiert, kann es passieren, dass während der OP das Sprachzentrum verletzt wird und der Patient nicht mehr sprechen kann.

Die Lösung liegt in der Wachkraniotomie, bei der der Patient nach Öffnung der Schädeldecke vorübergehend aufgeweckt wird. Das wird am Uniklinikum Regensburg unter der Leitung des Mediziners und Hypnoseforschers Prof. Dr. Dr. Ernil Hansen seit über 12 Jahren erfolgreich mit Hilfe der Hypnose durchgeführt.

Der Patient kann in Trance etwa die Geräusche des Bohrers hören, der gerade die Schädeldecke öffnet, deutet diese aber während der Trance passend zu seinen inneren Bildern um. Der Patient ist angstfrei, schmerzfrei und unterhält sich während der Operation interaktiv mit dem Ärzteteam.

Jede sprachliche Veränderung (langsameres Sprechtempo, fehlende Grammatik) würde dem Operateur sagen, dass er gerade in Berührung mit dem Sprachzentrum gekommen ist – und aufhören muss. Wahnsinn, oder?

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Dass Hypnose bei Gehirn-OPs eingesetzt wird, erscheint absolut unvorstellbar – und doch wird seit über 12 Jahren am Uniklinikum Regensburg genau so operiert.

Lesetipp: In unserem Beitrag Was ist das Unterbewusstsein? erfährst du alles, was es zu unserem inneren Piloten zu wissen gibt.

Trance-Indikatoren: Beobachtbare Merkmale unter Hypnose

Wie die Hypnose funktioniert und ob der Gegenüber sich gerade in Trance befindet, lässt sich auch anhand von bestimmten Merkmalen am Hypnotisand erkennen.

Diese körperlichen und mentalen Merkmale sind im Fachjargon auch als Trance-Indikatoren bekannt und unmittelbar während der Hypnose am Klienten beobachtbar oder messbar. Sie geben einem geschulten Auge Auskunft darüber, wie sie wirkt und wie tief der Trancezustand ist.

Körperliche Trance-Indikatoren

Hypnose wirkt sich unmittelbar auf den Körper aus. Nachfolgend findest du ein paar Beispiele dafür, welche körperlichen Veränderungen während der Trance eintreten können. Da es aber nicht die eine Trance, sondern eher eine Vielzahl möglicher Trancezustände gibt, können die Merkmale unter Hypnose sehr individuell sein und sich von Person zu Person unterscheiden.

Häufig zu beobachten sind:

  • Flattern der Augenlider, schnelles Hin- und Her-Bewegen der Augäpfel bei geschlossenen Lidern (wie im REM-Schlaf) oder völlig regungslose Augen
  • Entspannte Gesichtszüge, Kopf sinkt
  • Ruhige, tiefe Atmung
  • Verlangsamte Pulsfrequenz
  • Entspannungszucken (wie beim Einschlafen)
  • „Tranceflecken“ (verbesserte Mikrozirkulation lässt Flecken entstehen, die wie ein leichter Ausschlag aussehen und nach der Trance wieder verschwinden)
  • Magenknurren, Darmaktivität (aufgrund einer erhöhten Aktivität des Parasympathikus im vegetativen Nervensystem)
  • Bewegungen wirken ruckartig und roboterhaft (verminderte Koordination)
  • Lachen oder Lächeln (Ausschüttung von Glückshormonen)
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Trance-Indikatoren wie ein entspanntes Gesicht und eine ruhige, verlangsamte Atmung zeigen, ob der Hypnotisand sich in Trance befindet und geben Indizien dafür, wie tief der Trancezustand ist.

Mentale Trance-Indikatoren

Es gibt aber auch andere Merkmale, die dem Hypnotiseur Auskunft darüber geben, ob sich der Hypnotisand in Trance befindet. Der Therapeut kann sie im Laufe der Hypnose überprüfen oder abfragen (etwa durch Ideomotorik oder Fraktionierung). Ich habe sie mal unter dem Punkt „Mentale Trance-Indikatoren“ zusammengefasst.

Dazu gehören:

  • Verlangsamte Reaktionsfähigkeit
  • Langsames, leises Sprechen, oft ein kindlicher Tonfall
  • Veränderte zeitliche Wahrnehmung
  • Offenheit für kreative Lösungsideen
  • Erinnerung vergessener Geschehnisse aus der Kindheit
  • Absorption (verminderte Wahrnehmung der Außenwelt mit starkem Fokus und Konzentration auf innere Bilder)
  • Klare, innere Aufmerksamkeit
  • Farbenfrohe, lebendige Bilder vor dem inneren Auge

Messbare Trance-Indikatoren

Für wissenschaftliche Zwecke nutzen Forscher während der Behandlung mit Hypnose technische Geräte, um körperliche und geistige Veränderungen im Zustand der Trance zu messen.

  • Nase, Ohren und Hände kühlen ab (messbar mit Wärmebildkamera)
  • Ruhepuls (messbar mit einem Pulsmessgerät)
  • Veränderte Gehirnfrequenzen (messbar mit einem EEG)
  • Veränderter Gehirnstoffwechsel (messbar mit einem PET-Scanner)
  • Veränderung der Muskelspannung (messbar mit einem EMG-Biofeedback-Gerät)
  • Sinkender Hautleitwert (messbar mit einem Hautwiderstands-Biofeedback-Gerät)
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Infografik: 10 gute Gründe, warum du eine Hypnose mal selbst ausprobieren solltest. © FREIgefühlt

FAQ: Wie funktioniert Hypnose? Deine Fragen, meine Antworten

Was ist eine Trance?

Eine Trance kann durch Hypnose gezielt eingeleitet werden und entspricht weder dem Schlaf- noch dem Wachzustand. Eigentlich sind es eher verschiedene Zustände, denn die eine Trance gibt es nicht. Wir kennen Trancezustände aus dem Alltag, zum Beispiel wenn man vertieft ein Buch liest, Musik hört oder tanzt und dabei völlig Zeit und Raum vergisst. Bei einer Trance verengt sich also die Wahrnehmung und man ist geistig hoch konzentriert. Unter Hypnose tritt dieser Zustand häufig in Kombination mit tiefer körperlicher Entspannung ein.

Ist jeder hypnotisierbar?

Grundsätzlich wird zwischen hoher, mittlerer und niedriger Suggestibilität (Hypnotisierbarkeit) unterschieden. Man geht davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Menschen hypnotisiert werden können, während Hypnose bei den übrigen 10 Prozent kaum wirkt. Warum das so ist, wurde bisher nicht abschließend geklärt. Mehrere Kriterien können hierbei eine Rolle spielen:
– Eine Studie um den britischen Psychologen Peter Naish aus 2010 lässt vermuten, dass die Art und Weise, wie die Gehirnhälften der Probanden vernetzt sind (Hirnasymmetrie), eine Auswirkung auf die Suggestibilität hat.
– Ein weiterer Faktor scheint darin zu liegen, dass einige Menschen keine ausgeprägte Fähigkeit zur Absorption haben. Das ist ein tranceähnlicher Zustand, bei dem man uneingeschränkt in eine Sache eintaucht und dabei Raum und Zeit um sich herum vergisst.
– Wer ein ausgeprägtes Kontrollbedürfnis hat, tut sich ebenfalls schwer, während der Hypnose das Ruder aus der Hand zu geben, loszulassen, sich zu entspannen und schließlich in Trance zu kommen.
– Ebenfalls hemmen Wirkstoffe wie Alkohol, Drogen und Medikamente den natürlichen Zugang zur Trance und auch psychotische oder neurotische Erkrankungen stehen dem im Weg.

Werde ich während der Hypnotherapie mit einem Pendel hypnotisiert?

Die Hypnose mit einem Pendel erinnert viele an Bilder aus dem Fernsehen oder der Showhypnose, wird heutzutage aber kaum noch im therapeutischen Setting genutzt. Trotzdem könnte der Therapeut theoretisch mit einem Pendel hypnotisieren, da sich dabei die Wahrnehmung auf einen einzelnen Aspekt fokussiert, während die Außenwelt ausgeblendet wird – was uns letztlich in den Zustand der Trance leitet. Zudem wirkt sich die Pendelbewegung positiv auf die Verknüpfung der Hirnareale aus, die durch die gleichmäßige Augenbewegung erreicht wird (diese Technik wird auch in der EMDR-Therapie genutzt). Schade also, dass das Pendel bei vielen Patienten ein angestaubtes Image besitzt.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Hypnose?

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für Hypnose in der Regel nicht. Lediglich in Ausnahmefällen – nämlich dann, wenn nichts anderes hilft oder die Hypnose eine Begleittherapie zur Psychotherapie ist – kann nach eingehender Prüfung eine Kostenübernahme für eine bestimmte Anzahl von Sitzungen zugesichert werden.
Private Krankenkassen unterliegen keinem Leistungskatalog und sind daher flexibler bei der Kostenübernahme. Je nachdem, was du bei Vertragsabschluss mit der privaten Kasse vereinbart hast, können die Kosten bezahlt werden.

Kann ein Hypnotiseur mich ohne mein Einverständnis hypnotisieren?

Keine Sorge, niemand kann ohne sein Einverständnis in Hypnose versetzt werden. Hypnose erfordert Offenheit und Neugierde des Hypnotisanden und kann sich nicht über dessen Willen hinwegsetzen. Möchtest du nicht hypnotisiert werden, so wird dich auch der beste Hypnotiseur nicht in die Trance bringen können – was für eine Hypnose aber nötig ist.

Kann ich mich auch selbst hypnotisieren?

Ja, du kannst dich auch selbst hypnotisieren. Es gibt spannende Studien, die die Wirkung von Selbsthypnose belegen (weiter oben findest du ein Beispiel für eine Selbsthypnose-Studie). Allerdings fällt es gerade Anfängern in der Regel schwer, sich ohne die Unterstützung eines in Hypnose ausgebildeten Therapeuten in den Zustand tiefer Entspannung anzuleiten, der für die Hypnose notwendig ist. Falls du es selbst, ohne einen professionellen Hypnotiseur, probieren möchtest, kann ich dir Audio-Hypnose-Kurse empfehlen, in denen du angeleitet wirst.
Leidest du allerdings unter schwierigen Themen wie Angststörungen, Depressionen oder anderen psychischen Belastungen, solltest du unbedingt einen professionellen Therapeuten mit Hypnose-Ausbildung aufsuchen.

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Auch mit Selbsthypnose lassen sich hervorragende Ergebnisse erzielen! Hast du es schon mal ausprobiert?

Wie funktioniert Hypnose? Mein persönliches Fazit

Alina Paul: Autorin bei FREIgefühlt

Die Zahl an Hypnotiseuren und Therapeuten mit Hypnose-Ausbildung, die Menschen in schwierigen Lebenslagen mit dieser einzigartigen Methode unterstützen können, steigt.

Sie alle sehen in ihrer täglichen Arbeit, dass Hypnose funktioniert und zahlreichen Menschen hilft. Und sie wünschen sich wissenschaftliche Anerkennung für ihre Arbeit, um potenziellen Hypnotisanden auch mit Hilfe von Studien und Fakten überzeugen zu können.

Erfreulicherweise ist die Wirksamkeit der Hypnose schon lange bewiesen und immer mehr wissenschaftliche Belege werden nachgereicht. Obwohl man in der Neurologie noch vor großen Rätseln steht, ist man sich dennoch einig, dass sie wirkt und tatsächlich nachhaltige Veränderung ermöglicht.

Ich bin jedenfalls gespannt auf die Arbeit, die die Neurologie und Kognitionswissenschaft noch zu leisten hat und freu mich drauf, in hoffentlich naher Zukunft über neue Ergebnisse zu lesen!

Unterschrift Alina Paul

Hat dir der Beitrag geholfen, mehr über Hypnose und ihre Wirkungsweise zu verstehen? Hast du vielleicht selbst schon mal an einer Hypnose teilgenommen und dich am eigenen Körper von der Wirkung überzeugen lassen? Erzähl mir gerne von deinen Erfahrungen, ich freue mich auf deinen Kommentar!

Ich liebe das Reisen. Doch egal wohin wir gehen, unsere innere Lebenswelt haben wir immer dabei. Daher habe ich vor Jahren beschlossen, meiner inneren Welt mehr Beachtung zu schenken. Ich freue mich meine Erfahrungen mit dir zu teilen und dich vielleicht ein Stück weit damit zu inspirieren!


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